Wirtschaft

Schicksalsjahr für Zuckerberg Facebook erlebt historische Börsen-Pleite

Der Datenskandal bei Facebook wirkt nach: Der Umsatz im zweiten Quartal stieg nicht so stark wie erwartet.

Der Datenskandal bei Facebook wirkt nach: Der Umsatz im zweiten Quartal stieg nicht so stark wie erwartet.

(Foto: imago/Rene Traut)

Immer weniger Menschen nutzen Facebook. Das kommt bei den Anlegern gar nicht gut an. Die Facebook-Aktie stürzt um knapp 20 Prozent ab - der größte Tagesverlust überhaupt. Auch der Ausblick für den Rest des Jahres ist alles andere als positiv.

Facebook stößt angesichts zunehmender Probleme mit dem Datenschutz an seine Wachstumsgrenzen. Weil verunsicherte Nutzer sich von dem weltgrößten Internet-Netzwerk abwenden und es für den US-Konzern teurer wird, alle Gesetze einzuhalten, steigen Umsatz und Gewinn nicht mehr so stark wie früher.

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Anleger, die Facebook-Gründer Mark Zuckerberg jahrelang mit märchenhaften Wachstumsraten verwöhnt hatte, reagierten schockiert auf den Quartalsbericht und den trüben Ausblick: Der Aktienkurs stürzte um knapp 20 Prozent ab. Es war der größte Tagesverlust seit dem Börsengang 2012. Rund 130 Milliarden Dollar an Börsenwert wurden vernichtet. Das ist fast so viel wie die gesamte Marktkapitalisierung des Dax-Schwergewichts SAP.

Wie Facebook in der Nacht mitteilte, kletterte der Umsatz im zweiten Quartal zwar um 42 Prozent auf 13,2 Milliarden Dollar. Branchenexperten hatten allerdings mit 13,4 Milliarden Dollar gerechnet. In Nordamerika und Europa sanken die Umsätze um 75 Millionen Dollar. Auch beim Nutzerwachstum blieb Facebook hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurück: Die Zahl stieg auf 2,23 Milliarden. Experten hatten mit 2,25 Milliarden gerechnet. Bisher war die Aktie auf Rekordjagd und hatte vor der Präsentation der Quartalszahlen noch einen neuen Höchststand erreicht.

In Europa, wo seit kurzem strengere Datenschutzvorschriften gelten, nahm die Zahl der täglich aktiven Nutzer um drei Millionen ab. Von den Nutzerzahlen hängt ab, wie viel Geld Facebook von seinen Werbekunden kassieren kann.

Wachstum wird weiter sinken

Finanzchef David Wehner machte den Anlegern wenig Hoffnung auf Besserung. Die Wachstumsraten beim Umsatz würden sich im zweiten Halbjahr weiter verlangsamen. Im dritten und vierten Quartal werde das Umsatzwachstum im oberen einstelligen Prozent-Bereich gegenüber den Vorquartalen sinken, sagte er. "In den kommenden Jahren erwarten wir, dass die operativen Margen um die 30 Prozent tendieren werden."

Facebook selbst hatte zuvor gewarnt, dass die Zahl der monatlich und täglich aktiven Nutzer in Europa im zweiten Quartal voraussichtlich stagnieren oder leicht zurückgehen werde. Grund sei die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU, die seit dem 25. Mai befolgt werden muss. Es war auch das erste komplette Quartal seit Bekanntwerden des Cambridge Analytica-Skandals. Facebook war massiv in die Kritik geraten, weil Daten von Millionen Nutzern an die britische Firma geflossen waren.

Vor Cambridge Analytica war es um die Rolle von Facebook im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 gegangen, als soziale Medien für mutmaßlich von Russland aus geführte Propaganda-Kampagnen und die Verbreitung gefälschter Nachrichten benutzt wurden. "Insgesamt ist es ein entscheidendes Jahr für Facebook", sagte Firmenchef Mark Zuckerberg.

Schlechte Nachrichten gab es auch aus China, wo der Zugang zu Facebook von der Zensur blockiert wird. Einer neuen chinesischen Tochterfirma wurde nach nur einem Tag die Zulassung wieder entzogen. Die Entscheidung habe die Cyber-Verwaltung in Peking getroffen, berichtete die "New York Times".

Quelle: ntv.de, cam/rts/dpa

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