1. Nachrichten
  2. Finanzen
  3. Börse
  4. Türkei geht auf Konfrontation mit Trump

Handelsstreit eskaliert weiter: 140 Prozent Strafzoll, Erdgas aus dem Iran: Türkei geht auf Konfrontation mit Trump
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Erdogan und Trump
dpa/Evan Vucci
  • Finanzen100-Autor

Nach der EU und China ist die Türkei das aktuelle Ziel von Donald Trumps Handelspolitik. Doch mit Erdogan hat der US-Präsident einen harten Gegner gefunden, der auch vor horrenden Gegenmaßnahmen nicht zurückschreckt.

Es ist in den letzten Monaten ein beliebtes Spiel geworden: Die USA erlassen Strafzölle auf bestimmte Produkte aus bestimmten Ländern, die Angegriffenen reagieren mit Vergeltungszöllen in gleicher Höhe. So hat es die EU gemacht, als Trump Zölle auf Stahl und Aluminium einführte, so machte es China, als gleich eine ganze Reihe seiner Produkte stärker besteuert wurde. 

Doch mit der Türkei ist das ein bisschen anders. Erstens haben die USA hier keine Strafzölle erlassen, weil sie sich von den Türken unfair behandelt fühlen. Dazu ist das Land am Bosporus handelstechnisch viel zu unwichtig für die große USA. 2017 betrug das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern gerade einmal rund 19 Milliarden Dollar und die USA erzielten dabei sogar einen Überschuss von 329 Millionen Dollar. 

Warum die Türkei so exorbitante Zölle einführt 

Der Handelsstreit zwischen Washington und Ankara hat sich vielmehr an politischen Fragen entzündet. Aber er wird nach genau den gleichen Regeln geführt, nur mit höheren Summen. So konterte die Türkei jetzt Strafzölle auf ihren Stahl und Aluminium mit Zöllen auf amerikanische Autos, Reis und Spirituosen. Überraschend ist dabei die Höhe der Zölle: Auf einen Chevrolet werden 120 Prozent Steuern fällig, auf Jack Daniel’s Whiskey sogar 140 Prozent und auf Reis immerhin 50 Prozent. 

Tatsächlich sind diese Zölle deswegen so hoch, weil die Türkei eben nur wenig aus den USA importiert. Also muss das, was eingeführt wird, so hoch bezollt werden, damit in der Summe den USA der gleiche Schaden entsteht wie der Türkei durch die umgekehrt verhängten Zölle. 

So sind nur 1,2 Prozent der in die Türkei eingeführten Autos aus den USA, aus 14 Ländern beziehen die Türken mehr Wagen, darunter nicht unbedingt als Auto-Hochburgen verschriene Staaten wie Marokko, Ungarn und die Slowakei. Reis bezieht die Türkei zwar zu 18 Prozent aus den USA, der Handelswert lag aber bei gerade einmal 24,6 Millionen Dollar, also 0,2 Prozent aller Importe. Und Spirituosen aus den USA machen 13 Prozent der Importe harter Alkoholika aus, Wert 15 Millionen Dollar. 

Doch die nackten Zahlen wirken: Trumps Pressesprecherin Sarah Huckabee-Sanders nannte die Strafzölle der Türkei einen „Schritt in die falsche Richtung“ und „pure Vergeltung“, während die USA mit ihren Maßnahmen nur die „nationale Sicherheit“ hätten beschützen wollen. 

Streitpunkt 2: Erdgas aus dem Iran  

Dabei sind die hohen Zölle, die übrigens der Lira einen kurze Verschnaufpause in ihrem Abwärtsstrudel verschafften, nur ein Teil dessen, womit Ankara Washington neuerdings aufregt. Ein zweites Minenfeld ist der Iran. Ab dem 5. November treten harte US-Sanktionen in Kraft, die es dem Land verbieten, sein Erdöl und Erdgas zu exportieren. Gleichzeitig will Trump alle Staaten bestrafen, die danach trotzdem noch mit Teheran handeln. 

Blöderweise bezieht die Türkei den Großteil ihres Erdgases aus dem Iran. Ein langfristiger Vertrag verpflichtet die Türken bis 2026 dazu, jährlich 9,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas abzunehmen. Selbst wenn sich dieser Vertrag mit Verweis auf die Sanktionen sicherlich einseitig kündigen ließe, wäre das für die Türkei nicht denkbar. Gerade im kommenden Winter sind die Haushalte und auch die Wirtschaft auf das iranische Gas angewiesen, eine so große Menge lässt sich nicht mal eben aus anderen Quellen besorgen. „Wir können unsere Bevölkerung doch nicht im Dunkeln stehen lassen“, sagte Energieminister Fatih Donmez Journalisten in Ankara. 

Zumindest hier strebt die Türkei aber eine Einigung mit den USA an. Eine Delegation weile schon seit einigen Wochen in Washington, um einen Deal auszuhandeln, der es den Türken erlaubt, weiter Erdgas aus dem Nachbarland zu beziehen, ohne dafür von den USA bestraft zu werden. Ob diese Verhandlungen aber in einem Kompromiss enden, ist nach den letzten Handelsgeplänkeln zwischen beiden Staaten zumindest fragwürdig.

Folgen Sie dem Autor auf Facebook

Folgen Sie dem Autor auf Twitter

Im Video: Katar unterstützt Türkei mit 15 Milliarden Dollar

Finanzen Newsletter
Informiert sein, verstehen, die richtigen Entscheidungen treffen
Hier bekommen Sie Hintergründe zu aktuellen Finanz-Nachrichten.
Jeden Freitag als Newsletter.
* Mit einem * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder
csa
Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch
Stoppt Russland Dünger-Exporte? Das steckt hinter Moskaus Ankündigung

Reaktion auf Sanktionen

Stoppt Russland Dünger-Exporte? Das steckt hinter Moskaus Ankündigung

Befüllt, aber nicht in Betrieb: Niemand kümmert sich jetzt um Nord Stream 2

Betreibergesellschaft insolvent

Befüllt, aber nicht in Betrieb: Niemand kümmert sich jetzt um Nord Stream 2

US-Medien berichten: Trump plant neuen Strafzoll-Hammer gegen China

+++ News-Ticker zum Handelsstreit +++

US-Medien berichten: Trump plant neuen Strafzoll-Hammer gegen China

Damit Peking sein Verhalten ändert: Trump peilt 25-Prozent-Strafzoll auf chinesische Waren an

News-Ticker zum Handelsstreit

"Damit Peking sein Verhalten ändert": Trump peilt 25-Prozent-Strafzoll auf chinesische Waren an